„Ich sitze in vielen Meetings als einzige Frau mit etlichen Männern am (digitalen) Konferenztisch und bin häufig erstaunt, wie die Kollegen mit Halbwissen protzen – und wie sehr sich das bei den Chefs verfängt. Der männliche Humor bleibt mir oft fremd. Hinzu kommt, dass sich die Kollegen oft schon von ihrer Ausbildung her kennen und da kann ich nicht mithalten. Haben Sie einen Tipp, wie ich mit der Situation besser umgehen kann?“ (Elke R.)
Sehr geehrte Frau R., leider ist ihr Problem kein Einzelfall und ich habe darüber bereits einen Artikel geschrieben.
Dabei ging es um Frau Dr. M., die mich gebeten hatte, Ihr Mittel in die Hand zu geben, um sich gegen männliche Kollegen zu erwähren, die in fast jedem Meeting mit Halbwissen protzen, was gut von Vorgesetzten angenommen wurde, während eigene dute Ideen von ihr zuerst infrage gestellt wurden, später aber als Eigenerfindung präsentiert wurden.
Mir ging es bei diesem Verwaltungcoaching allerdings nicht darum, das sog. „herrklären“ anzuprangern. Mit diesem recht sperrigen Begriff sind Erklärungen von Männern gegenüber Frauen gemeint, die davon geprägt sind, man(n) wisse mehr über eine Sache als die weibliche Person, die am Gespräch teilnimmt. Auch ging es nicht darum, Frau Dr. M. zu bemitleiden. Im Fokus stand allein deren berufliche Situation und die Belastung, die sie mir geschildert hatte; dies ernst zu nehmen und ihr zu helfen, etwas verändern zu können, war das Ziel. Nicht erst seit John Gray
(„Men are form Mars. Women from Venus.“ / 1992) wissen wir: „Männer sind anders. Frauen auch.“ – so der deutsche Titel seines bekanntesten Buches. Das bringt ganz natürliche Probleme mit sich, die man ändern kann, aber eben nicht so einfach.
Um das Ergebnis des Coachings vorwegzunehmen: Am Ende kam Frau Dr. M. (nicht ganz im Sinne von John Gray) zur Erkenntnis, dass sie einmal mit Ihren Kollegen darüber sprechen sollte, wie sie das Ganze empfindet, verbunden mit wertschätzenden Worten, was sie an jedem einzelnen als Besonders wahrnimmt, gefolgt davon, wie sie sich fühlt, wenn sie mir ihren Ideen nicht angenommen wird und dem, was sie sich „von unserer Gruppe“ in Zukunft wünscht. Weiteres Ergebnis des Coachings war die Erkenntnis von Frau M., dass, falls sich langfristig nichts verändert, sie ein anderes Arbeitsumfeld finden sollte, das besser zu ihr und ihren Werten passt.
In diesem Sinne
gez.
Rainer W. Sauer
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