„Ich bin mir so unsicher…“ – Die Erfüllung der Führungsaufgabe ist eine zwischenmenschlich äußerst heikle Herausforderung

„Ich bin mir so unsicher…“ – Die Erfüllung der Führungsaufgabe ist eine zwischenmenschlich äußerst heikle Herausforderung

„Die Übernahme meiner jetzigen Führungsposition war für mich ein beruflicher Erfolg, über den ich mich sehr freute. Dennoch habe ich inzwischen das Gefühl, den Anforderungen nicht immer gewachsen zu sein. Die Mitarbeiterführung verlangt mit sehr viel Zeit und Energie ab, wenn ich Kollegen dazu bewegen muss, eine bestimmte Richtung einzuschlagen. Und es wird mir abverlangt, dass ich deren Leistungsfähigkeit beurteile. Ich bin mir dabei so unsicher. Wie bringe ich sie dazu, das zu tun, was ich will oder was sie machen sollen?“ (Alexandra P.)

Sehr geehrte Frau P., vorab: ich kann Sie beruhigen. Auch Führungskompetenzen kann man erwerben, ausbauen und trainieren, sobald Sie erkennen, dass Fachkompetenz alleine nicht ausreicht, um eine Struktur mit Menschen unterschiedlichen Strickmusters zu führen.

Die Erfüllung der Führungsaufgabe ist, nicht nur in der Verwaltung, eine äußerst anspruchsvolle zwischenmenschliche und persönliche Herausforderung, die teilweise sehr heikel sein kann. Führungsrollen und Führungsverhalten haben sich in den letzten Jahren teilweise sehr stark verändert und sind mit besonderen Herausforderungen verbunden – insbesondere Ihnen als Frau brauche ich dies nicht weiter zu erklären. Auf jeden Fall erfordern Ansprüche, Werte und Ziele eine ständige Reflexion der eigenen Führungspersönlichkeit, weshalb ihr Schreiben an mich und Ihre Situation im Grunde ganz natürlich ist und für Sie kein Grund zur Besorgnis darstellen sollte.

Führen heißt ja – und da unterscheidet es sich vom Leiten – andere Menschen zielgerichtet in einer Verwaltungsorganisation dazu zu bewegen, Aufgaben zu übernehmen und erfolgreich auszuführen. Und wenn sie Leistung erbringen sollen, müssen humane Ansprüche gewahrt werden, weshalb es beispielsweise Führungskräfte, die leicht zu cholerischem Verhalten neigen, es schwer haben, ihren Bereich erfolgreich zu leiten. Nun hat sich die öffentliche Verwaltung seit den 1970er Jahren stark verändert, was auch den Umgang der Beschäftigten untereinander betrifft. Und das verwandelte Menschenbild bzgl. Leistung und Motivation veränderte auch die Führungskonzepte.

Seit den 1950er Jahren entwickelte sich der Führungsstil von sehr autoritär zu kooperativen, demokratischen Führungsstrategien gegen Ende des 20. Jahrhunderts bis hin zum Modell des situationsbezogenen Führungsstils, welches aktuell im Verwaltungstraining vermittelt wird. Führung mittels geregelter Kommunikation, gezielter Gesprächsführung, Zuhören / Verstehen / Verhandeln und Führen durch Entwicklungsimpulsen, Motivation und dem eigenen Führungsverhalten als Vorbild führt dazu, dass in der Praxis Verhaltensfehler kaum noch entstehen, und falls doch, einfach behoben werden können.

Eine Führungsaufgabe wahrzunehmen kann anfangs recht anstrengend sein, jedoch lohnt es sich, seinen Mitarbeitenden Feedback, Anerkennung und den Dialog auf Augenhöhe (jedenfalls soweit sich dies ergibt) sowie soziale Stärkung durch die Delegation von Verantwortung als quasi Vertrauensvorschuss anzubieten. Klappt dies bei einzelnen KollegInnen nicht, so liegt dies daran, dass „der Mensch“ an sich unergründlich ist. Er ist jedoch „händelbar“ – das heißt: man kann mit ihm umgehen und für alles, was er macht oder sagt, gibt es eine Lösung. Und sollte dies respektverletzend sein, Ihnen oder deren Kollegen gegenüber, gibt es auch hierfür Umgangskonzepte, die wirken.

Sie brauchen also weder Angst zu haben, dass Ihnen Ihre neue Verantwortung zu einer kaum (er)tragbaren Last wird, noch dass Ihnen die „Mäuse auf dem Tisch herumtanzen“ oder Sie an der Nase herumführen. sprich: Sie vorführen. Das Geheimnis zu Ihrem Erfolg ist, dass Sie sich auf ein Verwaltungstraining für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder vielleicht sogar ein Coaching für sich selbst einlassen. Denn Veränderung kann man nicht im Supermarkt kaufen, Veränderung fängt bei jedem Menschen selbst an und egal ob es sich um ein Training oder Coaching handelt oder gar ein Kompetenz-Camp-Seminar, der Umgang mit Veränderung erfordert von den TeilnehmerInnen Disziplin und Konzentration und das kann anstrengend sein.

Da heutzutage Menschen mit mehr beruflich fortgebildet werden sondern in ihrer Persönlichkeit entwickelt, haben die Methoden des Verwaltungstrainings auch für die einzelnen Beschäftigten den Mehrwert über die zukünftige Führungserleichterung für Sie selbst hinaus, dass Ihren Mitarbeitenden Erkenntnisse auch für das eigene Leben mit auf den Weg gegeben werden – so entsteht durch Ihr aktives Handeln eine Win-Win-Situation, die Sie gegenüber den Beschäftigten wie den über Ihnen stehenden Führungskräften gut dastehen lässt. (…)

In diesem Sinne

gez.

Rainer W. Sauer

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