Digitalisierung und die Ängste von Beschäftigten um den eigenen Arbeitsplatz

Digitalisierung und die Ängste von Beschäftigten um den eigenen Arbeitsplatz

„Es ist für meine Verwaltung im Moment nicht einfach, für die beschlossenen digitalen Veränderungen Abläufe neu zu strukturieren. Wir sind aktuell damit beschäftigt den Schul- und Kitabetrieb am Laufen zu halten. Neben den innovativen Ansätzen gibt es bei den Beschäftigten auch viele Sorgen und Ängste. Der Satz, man könne die Digitalisierung ruhig noch etwas verschieben, weil bisher alles gut funktioniert habe, hört man oft. Wie kann ich den Mitarbeitern die Ängste um den eigenen Arbeitsplatz nehmen?“ (Jürgen K.)

Sehr geehrter Herr K., vielleicht kennen auch Sie dieses flaue Gefühl im Magen, wenn man an die Zukunft denkt. Vielleicht kamen Sie sich in ihrem Leben auch schon mal wie in einem Irrgarten vor, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint.

Manche Ihrer Beschäftigten grübeln stundenlang über das nach, was noch kommen kann. Treten weitere Ängste hinzu, etwa die Überzeugung „Das schaffe ich doch sowieso nicht!“, dann sind wir eigentlich schon beim Kern-Problem angekommen: Zweifel und Mutlosigkeit sind höchst wirksame Angstverstärker und treiben manchen Gedankenstrudel an.

Ich darf Ihnen über einen Teilnehmer an unserem Zoom-Online-Coaching berichten. Er hat nach eigener Aussage eine chronische Krankheit, die zur Folge hat, dass bei ihm das Gesundheitsempfinden von Tag zu Tag schwanken kann. Darüber hinaus möchte er für seinen pubertierenden Sohn ein Super-Vater sein. Das kostet ihn natürlich viel Zeit und die spart er bei sich selber ein, obwohl gerade er diese Zeit wohl dringend zum Ausruhen bräuchte. Nun kam die Angst hinzu, den neuen Anforderungen im Beruf nicht gerecht werden zu können und das befeuerte bei ihm Dämonen im Kopf, die ihm in Dauerschleife Horrorszenen vorspielten.

Unser Trainer machte ihm zuerst klar, dass das Gehirn solche Befürchtungen immer maßlos übertreibt – sprich: in Wirklichkeit sind die Dinge oft weit weniger dramatisch oder gar aussichtslos. Das hängt, habe ich mir von einem Experten sagen lassen, damit zusammen, dass viele Menschen von Natur aus mit sehr starken Emotionen besetzt sind, die noch aus der Steinzeit stammen. Damals war das Überleben Hauptziel der Frühmenschen, weshalb man vor Säbelzahntigern oder Hyänen flüchtete. Gleichwohl stellte man trotzdem Raubtieren nach und verspeiste sie auch – das ist gut belegt, wobei es den Forschern zufolge nur wenige Hinweise dafür gibt, dass die Frühmenschen selbst von Fleischfressern verspeist wurden.

Da die Zukunft jedoch für den Denkapparat vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht greifbar ist, glauben sie fest daran, dass es beispielsweise bei der Weiterführung der Digitalisierung um das eigene Leben ginge. Hier muss man aufklären und zeigen, was wann wie auf den Einzelnen zukommen wird. Wichtig ist, dass man nicht Däumchen drehend wartet, was passiert, sondern selbst aktiv wird. Denn nur, was man am eigenen Leib erfährt, kann man selbst beeinflussen. Die Zukunft hält für jeden in der Verwaltung beschäftigten so viele Optionen bereit und Stellenabbau erfolgt in aller Regel stets dort, wo Beschäftigte in den Ruhestand gehen, durch Nicht-Nachbesetzung ihrer Stellen.

Die Beschäftigten transparent „mitzunehmen auf die Reise“ hat sich bestens bewährt, denn so fühlen sie sich nicht allein gelassen und man hat als Verantwortlicher alle Optionen, selbst zu bestimmen, was man kommuniziert.

In diesem Sinne

gez.

Rainer W. Sauer

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