„Im Moment habe ich richtig viel Stress: Mein Chef ist dauerkrank und ich vertrete ihn, neue Aufgaben müssen strukturiert werden und zwei Kolleginnen (57 und 24 Jahre alt) bekriegen sich am Arbeitsplatz; jede weiß besser als die andere, was richtig ist. Wann wird das besser werden bzw. was raten Sie mir? PS: Ich habe schon einen Hörsturz erlitten.“ (Andrea L.)
Sehr geehrte Frau L., Gesundheit – zumal die eigene – ist das höchste Gut … sollte man meinen. Aber Sie stecken in einer Art Hamsterrad und stellen die Arbeit an die erste Stelle, wollen die großen Herausforderungen möglichst souverän meistern, egal wie sehr Sie das belastet. Unabhängig davon, ob Sie ihren Hörsturz vor oder während der aktuellen Situation erlitten haben und/oder der Gründe für die Langzeiterkrankung Ihres Chefs, muss man eines feststellen: wenn Sie jetzt auch noch ausfallen würden, hätte Ihr Bereich wohl ein erhebliches Problem.
Der römischer Philosoph Lucius Annaeus Seneca, ein Zeitgenosse von Jesus und ein Meister weiser Lebenskunst, sagte uns in „De Vita Beata“ das Folgende: „Das höchste Gut ist die Harmonie der Seele mit sich selbst. Wer ruht, muss handeln, aber wer handelt, muss auch ruhen. Gehe mit der Natur zu Rate: Sie wird dir sagen, sie habe sowohl den Tag als auch die Nacht geschaffen.“ – Das gilt auch für Sie, da Sie innerlich aufgewühlt sind, tausend Gedanken in ihrem Kopf kreisen und es scheinbar keinen Ausweg aus dem Dilemma gibt. Doch auch Menschen wie Sie müssen mal innerlich zur Ruhe kommen und ein jeder Mensch kann dies lernen.
Bei mir war es bereits in den frühen 1970er Jahren das Autogene Training, das ich per Schallplatte aus der Stadtbücherei erlernte und dessen Methoden ich bis heute nutze. Oft sagt man mir nach, dass ich es gut haben würde, „ein dickes Fell“ zu haben, dass mich nichts aus der Ruhe bringen könne. Das wundert mich dann immer, sodass ich gelegentlich nachfrage, aufgrund welcher Umstände man darauf kommt. dass ich „es gut habe“. „Na, weil sie so gelassen sind“, heißt es dann.
Aber Gelassenheit ist einerseits erlernbar, andererseits in besonders prekären Situationen besonders wichtig. Denn wenn unsere Gedanken ein Eigenleben entwickeln und eine innere Stimme in unserem Kopf unentwegt plappert, automatisch, den ganzen Tag und die halbe Nacht, dann entsteht Stress und Angst. Und man kann dieser Stimme ja nicht einfach befehlen, damit aufhören, weil wir ja auch sonst oft über den Dingen des Lebens grübeln, um Lösungen zu finden. Damit können wir umgehen in den guten Zeiten – besser: Wir haben gelernt damit umzugehen. In dem Sinne habe ich es nicht „gut“, sondern, wenn mein „dickes Fell“ in Aktion tritt, dann habe ich es „gut gemacht“.
Denken Sie immer daran: die tägliche Arbeit ist kein Sprint, den derjenige gewinnt, der ihn am schnellsten absolviert. Es ist vielmehr ein Marathonlauf, bei dem eine gute Kondition entscheidend ist. Nachfolgend finden Sei einige Tippe für Bücher und Videos, die Ihnen helfen sollen, die (…)
In diesem Sinne
gez.
Rainer W. Sauer
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