„Ein geschätzter Kollege von Ihnen, den ich bei einer Coaching-Akademie getroffen hatte, dessen Namen ich hier aber nicht nennen möchte, hat von mir auf Ihre Person angesprochen, gesagt: »Der Herr Sauer mag ein guter Coach sein, aber mich stört, dass er sich immer auf Frau Birkenbihl und Frau Asgodom beruft. Es gibt doch viel mehr erfolgreiche Männer als Trainer und Frau Asgodom coacht ja bekanntlich nur Frauen.« Können Sie mir weiterhelfen, welche hierauf passende Antwort ich ihm geben kann, wenn ich ihn wieder treffen sollte?“ (Bernd W.)
Sehr geehrter Herr W., auch wenn ich weiß, dass Sabine Asgodom viele Frauen trainiert und coacht kann ich das „nur“ meines Kollegen so nicht unterschreiben. Jedenfass war sie es, die mich vom Trainer zum Coach werden ließ. 2003 war das gewesen und sie hat mir die Augen dafür geöffnet, was Coaching ist. Danach wurde mir klar: ich selbst habe schon gecoacht, als ich das noch gar nicht wusste. Anfang der 1990er Jahre fing ich an, neben meiner Tätigkeit als Verwaltungsbeamter, Menschen zu helfen und Texte darüber zu publizieren. „Vor Asgodom“ (… um das einmal so auszudrücken …) habe ich bewusst immer mit mehreren Menschen gearbeitet, „nach Asgodom“ bot ich auch Einzelgespräche an, wie ich das über Jahre bereits unbewusst mit Arbeitskollegen und -kolleginnen gemacht hatte. In diesen Gesprächen hatte ich Menschen geholfen, Lösungen für Probleme zu finden und sie waren mir dankbar dafür gewesen und haben sie umgesetzt. Asgodom machte mir klar, dass man genau das Coaching nennt.
Entscheidend für mich ist ja nicht, was ein Mensch ist: Mann, Frau, LGBTQ+, Beamter oder Punk, Muslim oder Christ oder Jude oder Athesit oder was auch immer. Die Erkenntnnisse, die er weitergibt und die mir oder anderen Menschen bei bestimmten Dingen oder Zusammenhängen hilfreich sind, stellen das Wesentliche dar. Was ich aber feststellen konnte, war, dass Männer meistens Regeln aufgestellt haben, beispielsweise Kommunikationsregeln, und Frauen eher mit Kognitionen arbeiten, also über Informationen das Gehirn zu einem Umdenken anregen. Auf einem Psychologenkongress vor rund zwei Jahrzehnten habe ich dann zum ersten Mal konkret von der Arbeit Vera F. Birkenbihls gehört, die ich als Autorin von „Stroh m Kopf?“ bereits kannte, die aber wie ich damals feststellen konnte, wesentlich vielseitiger ihr Wissen weitergab, als ich mir das vorstellen konnte. Innerlich begeistert sagte ich mir: „Ja, genauso möchte ich das auch machen.“
Heute soll es laut Schätzungen der German Speaker Association in Deutschland bereits zwischen 20.000 und 30.000 professionelle Coaches (m/w/d) geben, deren Dienstleistung man buchen kann – von hoher bis niedriger Qualität. Darunter sind sehr viele Männer, keine Frage. Aber unter denen gibt es wiederum eine Menge, die nicht unbedingt versuchen ihre Coachees von alleine auf deren Lösungen zu bringen, was ja mitunter lange dauern kann. Beratung jeglicher Art ist bei mir als Coach aber absolut tabu. Das ist mein Unterschied zum Verwaltungstraining. Es ist aber wirklich erfüllend für mich als Coach, zu sehen, wie Menschen mit Achtsamkeit, Wertschätzung, Inspirationskraft und Zuversicht auf gute Lösungen zu bringen sind. Dass ich als Trainer Menschen trainiere, ihnen jedoch als Coach Informationen gebe, sie aufkläre, mit ihnen Übungen mache und ihnen so Fertigkeiten vermittele, ist das hauptsächliche Verdienst eben dieser beiden Damen. Weshalb sollte ich das ableugnen?
In diesem Sinne
gez.
Rainer W. Sauer, Jena
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